Wie sieht der Ausbildungsmarkt im Detail aus?
Mehr Verträge, mehr Angebote, steigende Nachfrage: Das sind die positiven Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt. Auf der anderen Seite hat die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze einen neuen Höchststand erreicht.
Insgesamt ist das Interesse junger Menschen an einem Ausbildungsplatz gestiegen
Etwa 489.200 junge Menschen haben im Jahr 2023 eine Ausbildung begonnen. Das sind drei Prozent mehr als noch 2022. Auch wenn die Zahlen damit weiterhin unterhalb des Niveaus von vor der Corona-Pandemie liegen (minus 6,9 Prozent beziehungsweise minus 35.900 Ausbildungsverträge im Vergleich zu 2019), zeichnet sich auf dem Arbeitsmarkt insgesamt eine positive Entwicklung ab.
Das Interesse junger Menschen an einer Ausbildung hat ebenso zugenommen wie das Angebot an freien Stellen. Jedoch nahmen auch die Schwierigkeiten weiter zu, das Ausbildungsangebot der Betriebe und die Nachfrage der Jugendlichen zusammenzuführen.
Nachfrage nach dualer Berufsausbildung gestiegen
Nach Rückgängen in den Vorjahren ist im Jahr 2023 die Nachfrage der Jugendlichen nach einer dualen Berufsausbildung wieder gestiegen und zwar um 3,2 Prozent; um 17.300 auf 552.900 Interessierte. Diese Zahl schließt auch die jungen Menschen mit ein, die zwar bereits eine Alternative gefunden haben, ihren Wunsch nach einer Ausbildungsstelle aber weiterhin aufrechterhalten.
Auch das Angebot an Ausbildungsstellen hat 2023 in vergleichbarem Umfang – um 3,4 Prozent – zugenommen und liegt bei etwa 562.600; ein Plus von 18.600 Stellen. Damit übertraf das Angebot zum zweiten Mal in Folge die Nachfrage der Jugendlichen.
Für junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz hat sich die Marktlage also rein rechnerisch in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Für Betriebe und Behörden hingegen zeigten sich laut Bundesbildungsbericht zunehmende Herausforderungen bei der Besetzung von Ausbildungsstellen.
Unbesetzte Ausbildungsstellen auf neuem Höchststand
Die aktuellen Zahlen zeigen außerdem, dass im Jahr 2023 Betriebe und Behörden mit freien Ausbildungsplätzen und noch unversorgte Bewerber*innen schwieriger zueinander gefunden haben. Sowohl der Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen als auch der Anteil der erfolglos suchenden Jugendlichen ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Neuer Höchstwert bei der Nichtbesetzung von Ausbildungsstellen
Bundesweit blieben 2023 rund 73.400 Ausbildungsstellen unbesetzt – also rund 13,4 Prozent des gesamten betrieblichen Angebots. Gleichzeitig hatten etwa 63.700 junge Menschen zum Stichtag 30. September noch keinen Ausbildungsplatz gefunden und hielten deshalb ihren Vermittlungswunsch weiter aufrecht. 11,5 Prozent der Jugendlichen blieben somit bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos.
Unterschiede je nach Region und Branchen
Ob eine Suche erfolgreich verläuft, hängt laut Bericht auch mit der Region und der Branche zusammen, in der der Ausbildungsplatz angeboten wird. Stellen in der Kfz-Technik, in der Softwareentwicklung, der Mediengestaltung, der Raumausstattung, der Tierpflege und im Büromanagement sind besonders beliebt und stark nachgefragt. Andere Branchen hingegen finden kaum interessierte Bewerber*innen. Dies betrifft vor allem Berufe im Lebensmittel-, Hotel- und Gaststättenbereich, Bauberufe und baunahe Berufe sowie Metallberufe.
Auch regional finden sich Unterschiede. So haben es Bewerberi*nnen in Berlin und Brandenburg beispielsweise schwerer als in Bayern oder im Saarland. Umso mehr gilt für Jugendliche mit Interesse an einer Ausbildungsstelle, möglichst mobil und flexibel zu seiin – sowohl mit Blick auf die Region als auch den Wunschberuf.
Poltische Herausforderung: berufliche Bildung stärken
Der demografische Wandel, Engpässe bei Fachkräften sowie die digitale und ökologische Wende: All dies sind große Herausforderungen für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Um diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen, sind Betriebe auf gut qualifizierten Nachwuchs angewiesen.
Ein Instrument ist die Ausbildungsgarantie , die seit dem 1. April 2024 gilt. Ziel ist, allen Jugendlichen den Zugang zu einer vollqualifizierten, möglichst betrieblichen Berufsausbildung zu ermöglichen.
Die frühzeitige Berufsorientierung an Schulen soll in den kommenden Jahren weiter verstärkt werden. Darüber hinaus wird die internationale Ausrichtung in der beruflichen Bildung ausgeweitet.
Auch der von der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ organisierte „Sommer der Berufsausbildung“ soll dabei helfen, junge Menschen stärker für die Perspektive berufliche Bildung zu begeistern.