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Das Recht auf einen nachträglichen Hauptschulabschluss (und die Realität)

Junge Frau, die abgewendet an einer Strasse steht

Foto: Olexy @Ohurtsov -Pixabay

Aus abeitsmarktpolitischer Sicht ist ein Schulabschluss eine zentrale Erfolgsvoraussetzung

Ohne Schulabschluss ist es schwer, eine Ausbildungsstelle zu finden, die zu einem Berufsabschluss führt. Ein Berufsabschluss hat wesentlichen Einfluss auf den sozialen Status, die Stabilität des Erwerbsverlaufs, die Einkommenssituation und die Armutsgefährdung.

Um die Zahl der Menschen ohne Schulabschluss zu reduzieren, wurde 2009 ein Rechtsanspruch auf die „Vorbereitung auf einen (nachträglichen) Hauptschulabschluss im Rahmen einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme“ (§ 53 SGB III) eingeführt. Der Hauptschulabschluss wird je nach Bundesland auch Berufsbildungsreife oder Berufsreife genannt. Trotzdem gibt es einen Teil der unter 35-Jährigen in Deutschland, der immer noch keinen allgemeinbildenden Schulabschluss hat. Nur jeder vierte Jugendliche ohne Schulabschluss hat im Jahr 2018 eine vollqualifizierende Ausbildung begonnen. Laut Bildungsbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2020 ist die Zahl der Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, zwischen 2013 und 2018 um rund 7 Prozent auf rund 54.000 gestiegen. Insgesamt verfügten 3,5 Prozent der 15- bis 24-Jährigen und 3,9 Prozent der 25- bis 34-Jährigen im Jahr 2018 über keinen allgemeinbildenden Schulabschluss.

Dazu hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Fachkräfte aus Jobcentern, Arbeitsagenturen und Bildungsträgern befragt. Zu den Ergebnissen:

  • Es werden vor allem Bildungsangebote benötigt, die auf die individuellen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Lebensumstände der Menschen zugeschnitten sind.
  • Die Möglichkeit eines nachgeholten Hauptschulabschlusses wird von den Befragten je nach Altersgruppe der Betroffenen unterschiedlich beurteilt. Für Personen über 25 Jahren verliert der Erwerb eines Bildungstitels an Bedeutung, da andere Gründe wie die finanzielle Situation, die Wahrscheinlichkeit einer (weiteren) Anstellung in Helfertätigkeiten oder familiäre Verpflichtungen diesem entgegenstehen können.
  • Für Personen unter 25 Jahren ist die Option des Nachholens naheliegender. Es gibt jedoch auch hier Hindernisse, die gemeistert werden müssen. Das können beispielsweise Versagensängste, ein schwieriges persönliches Umfeld oder fehlende Grundkompetenzen sein.
  • Der Erfolg des Angebots steht und fällt nach Einschätzung der Befragten damit, wie gut die Kursangebote auf die Lebensumstände der Teilnehmenden abgestimmt sind.

 

Ausführliche Ergebnisse der Befragung können Sie der Studie des IAB entnehmen.