Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt, dass das deutsche Steuer- und Transfersystem den Gender Pay Gap dämpft.
Das deutsche Steuer- und Transfersystem reduziert insbesondere durch die progressive Einkommensteuer die Einkommensungleichheit, schafft es aber nicht, den Gender Pay Gap komplett aufzuheben. Die zwischen Männer- und Frauengehältern klaffende Lücke ist demnach brutto erheblich größer als netto. Im Durchschnitt ist sie vor Steuern etwa doppelt so groß wie nach Steuern.
Ergebnisse der DIW-Studie:
- Männer- und Frauengehälter sind brutto ungleicher als netto.
- Je kleiner das Monatseinkommen, desto größer der Gender Pay Gap.
- In Westdeutschland bleibt die Lücke größer als im Osten.
- Ehegattensplitting vergrößert die Einkommensunterschiede.
Die Studie fokussiert auf den Teil der Lohnunterschiede, der nicht auf beobachtbare Faktoren wie Berufserfahrung oder Arbeitszeit zurückgeführt werden kann. Dahinter wird häufig Geschlechterdiskriminierung vermutet. Trotz aller Initiativen zur Beseitigung des Gender Pay Gap verdienen Männer in Deutschland weiterhin deutlich mehr als Frauen. Die geschlechtsspezifische Einkommenslücke ist seit dem Jahr 2000 lediglich um zwei Prozentpunkte geschrumpft. Unter den OECD-Ländern weist Deutschland den drittgrößten Gender Pay Gap auf.
Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen wird nur langsam kleiner
Besonders deutlich zeigt sie sich bei den westdeutschen Bruttomonatseinkommen: In Westdeutschland verdienen die Männer im Mittel (Zentralwert oder Median) rund eineinhalb Mal so viel wie Frauen, ihr Bruttomonatseinkommen ist um rund 62 Prozent höher. Unter anderem liegt das daran, dass Frauen sehr viel häufiger in Teilzeit und im Niedriglohnsektor arbeiten.
Etwa 52 Prozent aller Frauen arbeiten mit reduzierter Wochenarbeitszeit, aber nur 18 Prozent der Männer. Mehr als 60 Prozent aller im Niedriglohnsektor beschäftigten Personen sind weiblich. In Ostdeutschland ist die Lücke zwischen Männer- und Fraueneinkommen etwas kleiner, unter anderem auch deshalb, weil sich die Arbeitszeiten von Männern und Frauen im Osten weniger stark unterscheiden.
Auch in den neuen Bundesländern liegt das Bruttomonatseinkommen der Männer im Mittel aber um etwa 22 Prozent über dem der Frauen. Selbst wenn man die unterschiedlich langen Arbeitszeiten berücksichtigt, bleibt der Gender Pay Gap sichtbar: Die Bruttostundenlöhne von Frauen sind in Westdeutschland im Mittel um etwa 29 Prozent, im Osten um etwa sechs Prozent niedriger als die von Männern.
Je kleiner das Monatseinkommen, desto größer der Gender Pay Gap
Am größten ist der Gender Pay Gap in den untersten Einkommensgruppen. In Westdeutschland erhalten die fünf Prozent Männer mit den geringsten Bruttomonatseinkommen im Durchschnitt 140 Prozent mehr als die fünf Prozent Frauen mit den geringsten Einkommen. Bei den höchsten fünf Prozent der Einkommen ist der Unterschied mit knapp 50 Prozent deutlich geringer. In Ostdeutschland liegen die Unterschiede bei 80 Prozent in der untersten Einkommensgruppe und bei 30 Prozent in der obersten Einkommensgruppe. Bei Berücksichtigung der unterschiedlich langen Arbeitszeiten nehmen die Verdienstunterschiede ab: So beträgt die Lohnlücke in Westdeutschland bei den niedrigsten Stundenlöhnen 37 Prozent und bei den höchsten Stundenlöhnen noch 27 Prozent.
Hier geht es zur DIW-Studie.