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Nationale Armutskonferenz legt "Schattenbericht 10 Jahre Hartz IV" vor

Die wichtigsten Aussagen:

  • Jedes fünfte Kind wächst in einkommensschwachen Familien auf
  • 40 Prozent aller Alleinerziehenden leben von Hartz IV
  • über 300.000 Menschen in Deutschland sind ohne Wohnung

Zu einem Thema des Armutsreports zählt die Kinderarmut in Deutschland – diese wird zur Hälfte auf die Armut von Alleinerziehenden zurückgezuführt – und die Tatsache, dass immer mehr Arbeitslose zu SchuldnerInnen der Jobcenter werden. Große Probleme werden unter anderem im weiter zunehmenden Armutsrisiko für Alleinerziehende gesehen. Die Hälfte der Minderjährigen in Hartz-IV-Bezug leben mit einem getrennten Elternteil.

Im Jahr 2014 waren knapp 40 Prozent aller Alleinerziehenden-Haushalten auf Hartz IV angewiesen. 30 Prozent von ihnen erhalten aufstockende Leistungen, da sie zu wenig verdienen, um davon leben zu können. Da Unterhalt oder Unterhaltsvorschuss auf den Kinderzuschlag und das Wohngeld angerechnet werden, müssten Alleinerziehende sehr viel mehr Erwerbseinkommen erwirtschaften als Singles oder Familien, um den Hartz IV-Bezug zu verlassen. Hinzu kommt, dass Kinderzuschlag, Wohngeld, Unterhaltsvorschuss sowie die Leistungen für Bildung und Teilhabe bei verschiedenen Stellen zu beantragen sind. Bei diesen Stellen gelten jeweils unterschiedliche Anrechnungsregelungen, Mitwirkungspflichten und Bewilligungszeiträume. Daher wird eine Anlaufstelle für soziale Leistungen für Alleinerziehende gefordert.Darüber hinaus wird im Bericht auch aufgezeigt, dass sich die materielle Situation von Alleinerziehenden sich in den letzten Jahren in drei Rechtsgebieten verschlechtert hat. Eine weitere Verschlechterung der Situation Alleinerziehender führte 2004 die Umwandlung des steuerlichen Haushaltsfreibetrag in den Entlastungsfreibetrag für Alleinerziehend herbei, bei der dieser um mehr als die Hälfte gekürzt wurde. Damit werden Alleinerziehende gerade im niedrigen und mittleren Einkommensbereich fast so hoch besteuert wie Singles.

Der Armutsreport zeigt außerdem, dass mehr als die Hälfte der unterhaltsberechtigten Kinder keinen Barunterhalt erhielten. Kinderarmut ist zur Hälfte auf Armut von Alleinerziehenden zurückzuführen.

Als notwendige Maßnahmen werden gefordert

  • Kürzungen beim Unterhaltsvorschuss rückgängig zu machen
  • den Unterhaltsvorschuss unbegrenzt zu gewähren
  • für besserverdienende Alleinerziehende den steuerlichen Entlastungsbetrag erhöhen
  • eine spezialisierte Arbeitsvermittlung in den Jobcentern, die die besondere Situation von Alleinerziehenden berücksichtigt
  • Beforschung der Ursachen für die umfassende Verletzung von Unterhaltspflichten.

Link zum aktuellen Armutsbericht 2015 auf der Webseite des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands (PDF-Download, 10 MB).