Sie sind hier:

Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2022“ erschienen

Erwachsene lernen am Computer

Foto: Maria Nancy Ballesteros - Pixabay

Zentrale Ergebnisse des indikatorengestützten Berichts für die Erwachsenen- und Weiterbildung

Alle zwei Jahre informiert der nationale Bildungsbericht über Entwicklungen in sämtlichen Bildungsbereichen – von der frühkindlichen Bildung bis hin zur Weiterbildung. Der aktuelle Bericht legt im Schwerpunktkapitel den Fokus auf das Thema „Bildungspersonal“.

  • Das Weiterbildungsangebot wird digitaler

Die Corona-Pandemie hat das digitale Angebot, aber auch die Beteiligung an digitalen Formaten nochmals deutlich verstärkt. Weiterbildungsanbieter waren während der Corona-Pandemie gezwungen ihr Angebot kurzfristig umzustellen. Mit digitalen Angeboten sind auch viele Vorteile verbunden, die in Zukunft stärker gewichtet werden: eine höhere zeitliche und örtliche Flexibilität, eine bessere Einbindung in individuelle Arbeitsabläufe. Kürzere und digitale Formate sind gefragter als in den Vorjahren. Seit 2015 hat sich die Beteiligung am Online-Lernen unter der Erwerbsbevölkerung verdoppelt. Grenzen der Digitalisierung in der Weiterbildung liegen insbesondere in der Verfügbarkeit digitaler Endgeräte und Infrastruktur sowie bei den Medienkompetenzen von Lehrenden und Lernenden.

  • Gestiegenes bildungspolitisches Interesse an der beruflichen Weiterbildung

Das politische Interesse ist gestiegen - siehe die „Nationale Weiterbildungsstrategie“ (NWS) seit 2019 oder bereits seit 2016 die „Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“ (AlphaDekade). Berufliche Weiterbildung wurde mit dem „Qualifizierungschancengesetz“ und dem „Arbeit-von-morgen-Gesetz“ rechtlich gestärkt. Die Qualifizierung von Arbeitnehmer*innen, deren Arbeitsplatz durch den Technologie- und Strukturwandel bedroht werden ist damit gesetzlich verankert. Mit der Fort- und Weiterqualifizierung des Weiterbildungspersonals wird im Rahmen der NWS ein weiteres wichtiges Handlungsfeld angesprochen. Der Ausbau einer digitalen Infrastruktur steht bislang allerding noch aus. Während der Pandemie konnten in einigen Teilbereichen der Weiterbildung Veranstaltungen teilweise nicht digital umgesetzt werden, weil digitale Endgeräte für die Lernenden gefehlt haben.

  • Beteiligung an Weiterbildung bleibt hoch (trotz des Rückgangs während der Pandemie)

Zu Beginn der Pandemie ist das Weiterbildungsangebot seitens der Anbieter eingebrochen. Unternehmen haben ihre Weiterbildungsaktivität eingeschränkt, Volkshochschulen mussten einen großen Anteil ihrer geplanten Veranstaltungen absagen oder verschieben, Integrationskurse konnten zeitweise gar nicht durchgeführt werden.
Die Weiterbildungsbeteiligung im Jahr 2020 war dennoch auf einem hohen Niveau: Unter den 18- bis 69-Jährigen bildeten sich 57 Prozent non-formal und sogar 69 Prozent informell weiter. Das ist die höchste bislang gemessene Beteiligung an informellem Lernen. Der Bedarf an Weiterbildung blieb ungebremst: einerseits kurzfristig, um im Home-Office digitale Kommunikationstools nutzen zu können, andererseits langfristig, um mit den allgemeinen technologischen Entwicklungen sowie dem Strukturwandel Schritt halten zu können.

  • Die Teilnahmechancen sind für Erwachsene weiterhin ungleich verteilt

Betriebe sind weiterhin der größte Anbieter von Weiterbildung – gemessen an der Anzahl der Aktivitäten und dem Angebotsvolumen. Nicht alle Beschäftigten haben die gleichen Chancen, an Weiterbildung teilzunehmen. Beschäftigte in Teilzeit und mit geringerem Tätigkeitsumfang und solche aus kleinen und mittleren Unternehmen bekommen weniger Weiterbildung durch ihren Arbeitgeber angeboten als die in großen Unternehmen. Unterschiede in der betrieblichen Weiterbildungsaktivität bestehen für unterschiedliche Branchen: Die Weiterbildungsaktivität von Betrieben in den Branchen „Erziehung und Unterricht“ sowie „Öffentliche Verwaltung“ zu je 64 Prozent kontrastiert deutlich mit der „Beherbergung und Gastronomie“ (10 Prozent) oder „Nahrung und Genuss“ (18 Prozent).

Auch auf individueller Ebene zeigen sich Unterschiede: Personen mit hohem Bildungsgrad bilden sich deutlich häufiger non-formal weiter (zu 69 Prozent) als Personen mit geringem Bildungsgrad (41 Prozent. Betrachtet man den Migrationshintergrund, sind es hauptsächlich Personen mit eigener Migrationserfahrung – also Personen, die nicht in Deutschland geboren wurden –, die in ihren Weiterbildungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. An den bestehenden sozialen Unterschieden vermögen auch digitale Formate nichts zu ändern. Hier zeigen sich vielmehr vergleichbare soziale Ungleichheiten.

  • Trotz zunehmender Digitalisierung müssen regionale Ungleichheiten in den Blick genommen werden

Sowohl die Daten von Weiterbildungsanbietern in Deutschland (DIE-Weiterbildungskataster) als auch der Volkshochschul-Statistik zeigen, dass zwischen den Regionen in Deutschland große Unterschiede im Zugang zu Weiterbildung bestehen. Die Unterschiede hängen einerseits mit soziodemografischen und ökonomischen Strukturen zusammen, andererseits können sie auf historische Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschland zurück geführt werden – im Fall der Volkshochschulen. Dass der lokale Zugang zu Weiterbildung für gleiche Beteiligungschancen weiterhin ausschlaggebend ist, zeigen u. a. Analysen des Online-Lernverhaltens unter der Erwerbsbevölkerung. Denn sowohl Personen mit geringerem Bildungsniveau als auch solche, die in ländlichen Gebieten leben, nutzen bislang das Internet deutlich seltener für Lernaktivitäten. Der Bildungsbereich steht langfristig vor der Herausforderung, sowohl regionale und kommunale Bildungslandschaften als auch überregionale (digitale) Lernwelten aufeinander abzustimmen.

  • Sprachbildung ist ausschlaggebend für die Integration von Migrant*innen sowie Geflüchteten

Ein zentrales Instrument zur Förderung der Integration von Migrant*innen und Geflüchteten sind Integrationskurse, die sowohl die deutsche Sprache als auch Geschichte, Recht, Kultur und grundlegende Werte vermitteln. Die Zielerreichung wird über zwei Tests kontrolliert: über einen Sprachtest auf B1-Sprachniveau und den Test „Leben in Deutschland“. Seit 2015 schließen immer weniger Teilnehmende am allgemeinen Integrationskurs sowie am Alphabetisierungskurs mit B1-Niveau ab. Gründe dafür sind u. a. begrenzte Lernvoraussetzungen, die teils auf traumatische Kriegs- und Flucht-Erfahrungen zurückgehen. Aber nicht nur Integrationskurse spielen für Zugewanderte bei der Ankunft in Deutschland eine große Rolle. Für den Spracherwerb sind auch der Austausch zu anderen Familien, kulturelle Aktivitäten sowie eine Erwerbstätigkeit von zentraler Bedeutung. Mit niedrigschwelligen Angeboten, die im Lebensalltag der Lernenden ansetzen, können auch Personen erreicht werden, die aufgrund von zeitlichen Konflikten mit Kinderbetreuung bislang nicht an formalen Kursangeboten teilnehmen.

Den nationalen Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2022“ können Sie unter www.bildungsbericht.de herunterladen.