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Die Hälfte der rentennahen Jahrgänge erhält später nicht genug Rente

Lichthof eines Hauses

Foto: Mattia Barbotti, unsplash.com

Reichen die drei Säulen der Alterssicherung bestehend aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge aus, um den Konsum der Erwerbstätigen aus rentennahen Jahrgänge zu decken, wenn diese jetzt in den Ruhestand gingen?

Nein, denn die Hälfte der 55- bis 64-jährigen Arbeitnehmer*innen wird nicht genug Rente erhalten, um ihren aktuellen Standard samt Kosten fürs Wohnen zu finanzieren. Im Durchschnitt fehlen den Betroffenen etwa 700 Euro im Monat.
Überdurchschnittlich trifft das Singles, Un- und Angelernte, Selbständige ohne Mitarbeiter und generell Frauen.

  • Private Versicherungen reduzieren diesen Anteil nur geringfügig
  • Potentielle Versorgungslücke beträgt durchschnittlich rund 700 Euro im Monat

 

Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die von der Hans-Böckler-Stiftung finanziert wurde. Dazu wurden Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) von 2012 zu Rentenanwartschaften, Vermögen und Konsum der Geburtsjahrgänge 1948 bis 1957 ausgewertet.

Nur Vermögen reduziert Anteil derjenigen mit einer Versorgungslücke nennenswert
Private Versicherungen wie Lebens- und Rentenversicherungen reduzieren die Lücke auf durchschnittlich 650 Euro im Monat. Der Anteil derjenigen mit einer potentiellen Versorgungslücke kann aber durch diese privaten Versicherungen, zu denen auch Riester- und Rürup-Renten zählen, nur geringfügig von 58 auf 56 Prozent gesenkt werden.
Anders sieht es aus, wenn das gesamte Vermögen zur Deckung des aktuellen Konsums eingesetzt wird. Nicht nur fällt der Anteil derjenigen mit einer potentiellen Versorgungslücke mit 41 Prozent deutlich geringer aus. Der Konsum kann dann auch über einen längeren Zeitraum gedeckt werden.

Arbeiten bis zum Rentenzugangsalter senkt Werte um acht Prozentpunkte
Berechnet haben die AutorInnen auch, was herauskäme, wenn die untersuchten Jahrgänge nicht sofort in den Ruhestand gingen, sondern noch bis zum durchschnittlichen Rentenzugangsalter von 64 Jahren weiterarbeiten würden – unter der Annahme, dass die letzte berufliche Position beibehalten wird. Demnach sinkt der Anteil derjenigen mit einer potentiellen Versorgungslücke um immerhin acht Prozentpunkte. Statt 58 könnten nun 50 Prozent ihren Konsum nicht decken. Bei Einsetzung des privaten Vermögens träte bei 33 statt 41 Prozent eine potentielle Versorgungslücke auf.

Diese Ergebnisse zeigen, dass das System der Alterssicherung weiter reformiert werden muss, damit mehr Menschen einen akzeptablen Lebensstandard auch im Alter halten können. Die Studie stellt hier weiter verschiedene Modelle und Lösungsansätze vor.

Die Studie im DIW Wochenbericht 37/2018 (PDF-Dokument (322 KB)